Kiste bringt fröhliche Sprache in Schule
Plattdeutsch Agenda 21-Frauen schaffen 29 Kinderbücher an – Erste Anfragen liegen schon vor
Karin Eichler und Marlies Pape (hinten, von links) freuen sich, Regina Kanbach die Bücher zu überreichen. Deren Tochter Shari (10) durfte schon mal etwas schmökern.
BILD: Jantje Ziegeler 
Marlies Pape und Karin Eichler von der Agendagruppe überreichten Regina Kanbach die Bücherkiste. Die 48-jährige Huderin will Plattdeutsch-AGs an Grundschulen anbieten. von Jantje Ziegeler
Hude - Das Buchcover sieht vertraut aus. Max und Moritz blicken den Leser spitzbübisch mit ihrer Zausel-Frisur an. Doch irgendwas ist anders. Und da steht’s ja auch schon, direkt unter dem Titel: „En Fleetsengeschicht mit sööben Dullerien“. Den Lausebuben „Max un Moritz“ sitzt diesmal der plattdeutsche Schalk im Nacken.
Bücherkiste mit 29 Titeln Es handelt sich um eines der 29 Kinderbücher, die die Agenda 21-Frauen eigens für Hudes Grundschulen angeschafft haben, um die plattdeutsche Sprache zu erhalten und zu fördern. „Es gibt zwar bereits Bücherkisten für den gesamten Landkreis Oldenburg“, erklärt Initiatorin Marlies Pape, „aber die sind uns für Hude zu weit weg.“ Anhand der Landkreis-Liste mit den Buchtiteln habe sie sich orientiert, als sie für Hude die Bücher zusammenstellte. Eine aufwendige Arbeit, da die Bücher extra bestellt werden mussten. „Wir haben zwei Monate gebraucht, um auf diesen Fundus zu kommen“, berichtet Marlies Pape. Das Engagement für den Erhalt der Sprache sieht sie auch als Signal: „Es ist uns ernst, wir wollen das Plattdeutsche fördern.“ Erst am 1. August ist der Erlass „Die Region und ihre Sprachen im Unterricht“ in Kraft getreten; nun gilt es schließlich, das Beschlossene umzusetzen.
Und darum will sich nun auch Regina Kanbach kümmern. Von den beiden Agenda 21-Frauen Marlies Pape und Karin Eichler bekam sie daher die Bücherkiste überreicht, mit der sie demnächst an Grundschulen AGs anbieten will. „Es liegen schon Anfragen vor“, verriet Regina Kanbach. Sie selbst hat Plattdeutsch von ihren Eltern gelernt. „Ich finde es wichtig, dass diese Sprache weitergeführt wird“, sagt sie, „mit meinem Mann habe ich sie als Geheimsprache benutzt, wenn meine Tochter Shari irgendwas nicht mitbekommen sollte – irgendwann verstand Shari dann aber mehr als ich“, meint Kanbach lachend.
Mit Spaß im Unterricht Wenn Kanbach ihren Bekannten erzählt, dass sie eine Plattdeutsch-AG in Schulen anbieten will, werde sie oft gefragt: „Kannst du das überhaupt?“ „Plattdeutsch ist schwer für Menschen, die sie nicht von Kindesbeinen an erlernt haben“, sagt die 48-Jährige. Wie sie sich mit den Kindern den Büchern nähern will, dafür hat sich Regina Kanbach schon ein Konzept überlegt. Zuviel will sie noch nicht verraten; nur bei einem sind sie und die Agenda-Frauen sich jetzt schon sicher: „Es muss Spaß machen. Das ist so eine fröhliche Sprache. Man kann auf Plattdeutsch schimpfen, ohne dass es gleich beleidigend wird.“
Interessierte Schulen können sich bei Regina Kanbach melden: Telefon 04408 6767.
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